Das Vegvisir Race ist eine der bekannteren Ein- und Zweihand Regatten in Europa. Das Rennen findet dieses Jahr vom 2. bis 4. September in Dänemark statt. Es werden 3 unterschiedliche Kurse angeboten. In diesem Jahr segelt zum ersten Mal eine Ultimate 20 die beliebte Regatta mit. U20class.de sprach mit Hans Holzenkamp, der sich vom Ammersee aus auf die knapp 1.200 km lange Reise macht, über das Rennen und die Vorbereitungen:

U20class.de: Hans, was in aller Welt bringt Dich auf die tollkühne Idee, ein Segelboot quer durch Deutschland zu karren und dann in die Nacht hinein mit 200 anderen Wagemutigen in See zu stechen?
Hans: Neugier. Meine U20 kennt bisher nur das Süßwasser des Ammersees und des Comer Sees. Ich bin aber auch ein Fan der Ostsee, segele dort regelmäßig mit gecharterten Booten und hab mich schon oft gefragt, wie sich die U20 wohl auf der Ostsee bewähren würde. In Gesprächen mit meinem ehemaligen Arbeits- und geschätzten Skipper-Kollegen Andreas Brachwitz entstand der Wunsch, mal gemeinsam eine Langstrecken-Regatta auf der Ostsee zu segeln. Da war der Weg nicht mehr weit, beides zu verbinden und meine U20 für das Vegvisir Race Doublehand zu melden.
U20class.de: Das Vegvisir Race ist ja mittlerweile gut etabliert und organisiert – gerade auf das Thema Sicherheit wird viel Wert gelegt. Ist das für ein kleines Boot wie die U20 eine besondere Herausforderung – was musst Du ergänzen, verglichen mit der üblichen Ammersee-Ausstattung?
Hans: Stimmt, die Organisatoren des Vegvisir Race legen großen Wert auf Sicherheit und machen detaillierte Vorgaben. Vieles ist auch auf dem Ammersee selbstverständlich, wie z.B. Taschenlampen oder ein Anker. Aber Strecktaue, Lifelines, Automatikweste, fest montierte Dreifarbenlaterne, VHF-Funkgerät, Seenotraketen und Feuerlöscher mussten nachgerüstet werden. Zum Glück unterstützt mich mein Segelclub SCIA, der uns mit einer VHF-Handfunke, Handpeilkompass und einem größeren Anker als Leihgaben hilft.
U20class.de: Wie bereitest Du Dich bzw. Ihr als Team Euch persönlich auf das Event vor?Hans: Andreas und ich haben vor ein paar Wochen schon mal die 24h-Regatta auf dem Ammersee als Training gemeinsam gesegelt, da diese bzgl. der Streckenlänge und vermutlichen Dauer dem Vegvisir Race ähnelt. Ansonsten haben wir den Kontakt zu einigen der weiteren Teilnehmern gesucht, die mit Seascape18 und Seascape24 an den Start gehen. Insbesondere mit den Seascape18-Teilnehmern haben wir die Frage der benötigten Reffs diskutiert. Deren Einschätzung ist: wenn Du gerne das zweite Reff einbinden möchtest, wird es Zeit, einen schützenden Hafen oder eine Bucht anzulaufen, da dann nicht mehr der Wind, sondern die damit verbundenen Wellen das eigentliche Problem sind. Fast alle Seascape18 fahren mit nur einem Reff und daher haben wir uns auch für meine U20 gegen die Nachrüstung eines zweiten Reffs entschieden. Dafür haben wir ein Echolot nachgerüstet, dass uns hoffentlich in den Flachwassern um die Inseln Skaro, Drejo oder Egholm die eine oder andere Abkürzung ermöglichen wird.
U20class.de: Es werden ja 3 verschiedene Kurse angeboten 75 sm, 156 sm und 225 sm – Welche Runde habt Ihr Euch vorgenommen?
Hans: Wir haben uns an den vergleichbaren Booten in unserer Gruppe orientiert. Das sind u.A. J70, Seascape18, Sailart19 und First20 Boote, die allesamt für die 75 sm-Route durch den Svendborgsund und die dänische Südsee gemeldet sind. Anders als die beiden längeren Routen verläuft diese stets landnah, womit wir die Hoffnung auf weniger hohe Wellen verbinden. Und der Svendborgsund mit seinen engen Fahrwassern und teils erheblichen Strömungen dürfte ohnehin genügend Herausforderungen für uns bieten.
U20class.de: Das Rennen findet dieses Jahr mit neuen Start- und Zielhafen auf Fünen statt: Nyborg statt Nykobing – warst Du schon mal Segeln in diesen Gewässern ?
Hans: Ja, schon mehrfach. Es ist ein sehr schönes und abwechslungsreiches Revier, das nicht zuletzt wegen seiner vielen Untiefen und Strömungen niemals langweilig wird.
U20class.de: Was wird für Euch die größte Herausforderung sein, wie werdet Ihr sie meistern?
Hans: Wir sind sehr gespannt auf das Wetter, dass dort zu einer erheblichen Herausforderung für so kleine Boote wie die U20 werden kann. Und sollte uns der Wettergott gnädig sein, bleibt da noch der Svendborgsund, den wir vermutlich gegen Mitternacht erreichen werden. Ich bin den schon mal nachts gefahren und war damals froh über die 8-köpfige Crew, die bei der Navigation mit anpacken konnte. Schauen wir mal, wie wir das zu zweit hinkriegen.
U20class.de: Angeblich sind noch Startplätze frei…
Hans: Stimmt, im Moment sind noch 14 von max. 230 Startplätzen frei. Wenn also noch eine weitere U20 mitmachen möchte, der Meldeschluß war zwar schon vor ein paar Tagen, aber man kann mit den Organisatoren bestimmt reden. Andreas und ich würden uns über direkte Konkurrenz sehr freuen…
U20class.de: … wir bleiben dran und werden berichten. Euch alles Gute, eine sichere Anreise und viel Spaß & Erfolg bei dem Vegvisir Race 2021 !
Weitere Informationen zur Regatta und zur Registrierung findet Ihr hier: www.vegvisirrace.com

Die Ultimate 20 kann hervorragend von einem normalen PKW auf dem Trailer in eine anderes Revier verholt werden. Hans Holtzenkamp nimmt seine Ultimate 20 mit vom Ammersee in Bayern nach Dänemark.